KL-GROUP | PVH Magazin Koerschulte-Drohnen-Logistik-Service

Koerschulte: Neue Lieferart mit weiteren Geschäftsoptionen

Drohnen-Logistik-Service – ein Quantensprung für den PVH?

Wie die Kundenbelieferung im PVH in der Zukunft aussehen könnte? Dafür hat Norman Koerschulte vom E/D/E Mitglied KL-GROUP | Koerschulte + Werkverein eine innovative Lösung erarbeitet: den Koerschulte-Drohnen-Logistik-Service. Ein erster Testlauf im November verlief vielversprechend.

Am 11. November war es dann soweit: Um Punkt 11 Uhr startete Norman Koerschulte, Geschäftsführung der KL-GROUP | Koerschulte + Werkverein, die erste Drohne. Inhalt: ein Handwerkspaket mit Schleifstiften von August Rüggeberg GmbH & Co. KG und Wendeplatten der Firma Walter Deutschland GmbH. Nach einem Kilometer landete sie unfallfrei beim Kunden Hotset GmbH. Und das alles vollautomatisch. Lediglich ein Pilot überwacht – über das sogenannte Drohnen-Office – den Flug und kann im Notfall eingreifen. „Der Testflug mit C-Teilen war ein voller Erfolg, technisch einwandfrei und bei besten sauerländischen Wetterverhältnissen – aufgrund von Corona allerdings in stark reduziertem Teilnehmerkreis“, freut sich Norman Koerschulte. Eine reife Leistung nach nur knapp einem Jahr. Die Dokumentation des Jungfernflugs sowie weiterführende Informationen finden Interessierte hier.

Einzigartig in Deutschland
Dass Handelsgiganten wie Amazon mit Drohnen arbeiten, ist hinlänglich bekannt. Aber wie kommt ein mittelständischer Produktionsverbindungshändler auf solch eine Idee?

„Die ersten intensiven Berührungspunkte mit der Thematik entstanden vor circa einem Jahr
dank unseres 3D-Drucknetzwerks Rapid3D“, erklärt Koerschulte. „Denn einige Drohnen-Hersteller orderten über unsere 3D-Druck-Plattform Bau- und Ersatzteile.“ Kurze Zeit später besichtigten die PVH-Innovatoren die
Drohnen-Produktion und schmiedeten erste Ideen. „Bei einem Treffen des Gründernetzwerks Südwestfalen entstand dann der Kontakt mit einem kleinen Drohnen-Start-up – das konnte kein Zufall sein und war für mich ein klares Zeichen“, begründet Koerschulte den Startschuss für seinen Drohnen-Lieferservice.

Die Voraussetzungen sind günstig. Denn zu der technologischen Affinität kommt bei Koerschulte ein industriell geprägter Kundenstamm, der von den Drohnen optimal angeflogen werden kann.

Die Koerschulte Group – über 100 Jahre Erfahrung
Die KL-GROUP | Koerschulte + Werkverein ist ein Familienbetrieb in der vierten Generation. 45 Mitarbeiter bedienen am Stammsitz in Lüdenscheid und an zwei weiteren Standorten in Hagen und Plettenberg ihre Kunden. Das Sortiment umfasst dabei neben Produkten aus dem Arbeitsschutz, der Befestigungstechnik und Betriebseinrichtungen auch Elektro- und Qualitätswerkzeuge sowie Schweißtechnikartikel. Auch über einen eigenen Future Campus für Forschung und Entwicklung sowie ein Innovation Lab verfügt der Mittelständler. Zudem setzt die KL-GROUP | Koerschulte + Werkverein auf Coworking Spaces und die Zusammenarbeit mit Start-ups. So ist der Familienbetrieb beispielsweise auch Mitglied im Mentorenprogramm für amerikanische und israelische Start-ups. Koerschulte ist seit 1988 E/D/E Mitglied und dort in der UNION Gruppe sowie in den E/D/E Fachkreisen Befestigungs- und Schweißtechnik engagiert. Darüber hinaus ist Norman Koerschulte Mitbegründer des PVH Futurelab und dort seither mit innovativen Ideen aktiv.

Die nachgefragten Produkte sind oftmals klein, leicht und gut zu transportieren. Zudem sei die Drohne als Ablöse des Lieferwagens eine kostenneutrale, schnellere und vor allem nachhaltige Lösung für kurze Lieferstrecken, so Koerschulte. Der große Vorteil: Bisher gibt es einen solchen Lieferdienst in Deutschland nicht. „Das war also die perfekte Möglichkeit für uns, etwas Innovatives auf den Markt zu bringen, was uns ganz klar – spätestens in einigen Jahren – einen immensen Wettbewerbsvorteil gegenüber den großen Playern bringt“, berichtet der Unternehmer begeistert.

Die erste PVH-Airline
„Aktuell transformieren wir die Testflugstrecke in eine erste Regelstrecke, da kommt noch einiges an Arbeit auf uns zu“, so Koerschulte. Denn es gilt vor allem zahlreiche Auflagen einzuhalten und Genehmigungen einzuholen. Um in Deutschland überhaupt ein Streckennetz aufbauen zu können, muss Koerschulte dafür eine eigene “Drohnen-Airline” gründen, das Betreiberzeugnis für Leicht-UAS (engl. un-manned aircraft system, kurz LUC) – kurzum
die erste PVH-Drohnen-Airline der Welt. Davon sollen künftig auch weitere Produktionsverbindungshändler in ganz Deutschland mittels eines Leasingmodells profitieren können.

Zusätzlich hat das Familienunternehmen von Anfang an Landräte und Politiker aus NRW mit ins Boot geholt und appelliert, dass in diesem Zuge auch an neue Ausbildungsberufe und Studiengänge zu denken sei. Um mit dem Drohnenprojekt erfolgreich zu sein und weitere Partner zu finden, kommt es jetzt aber vor allem auf Schnelligkeit an „Mit dieser Schnelligkeit, unserer Flexibilität und Innovationskraft erhalten wir eine große Chance, um im PVH gemeinsam einen Gegenpol zu den
großen amerikanischen Konzernen aufzubauen. Gemeinsam müssen wir unsere Netzwerke ausbauen und sie mit neuen Technologie vorantreiben. Dadurch generieren wir einen großen Wettbewerbsvorteil“, erklärt der Unternehmer.

Bereits jetzt verfügt die KL-GROUP | Koerschulte + Werkverein über eine Warteliste mit zahlreichen Industriekunden, die per Drohne beliefert werden wollen. Deswegen plant der Mittelständler, mittelfristig 20 Drohnen im Einsatz zu haben – mit zwei Mitarbeitern, die diese bewachen und kontrollieren.
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Koerschulte Drohnen-Icon

1. Die Drohne – ein modulares System
Die Drohne, ein redundantes Octocopter-System mit einem Gewicht von 25 Kilogramm, verfügt über eine maximale Nutzlast von 10 Kilogramm. Bei geringer Nutzlast kann die Drohne für eine Reichweite von über 60 Minuten eingesetzt werden, bei maximaler Nutzlast sind es 35 Minuten. Geschützt ist das Gerät durch regen- und staubdichte Chassis sowie ein smartes Lande- und Fallschirmsystem. Auch die Datensicherheit ist durch eine Verschlüsselung über Blockchain gewährleistet. Somit können weder die Strecke, noch die Inhalte oder weitere Daten ausgelesen werden.

Koerschulte Drohnennest

2. Das Nest – Start- und Landeplattform
Das Nest ist der Ausgangspunkt für die Anlieferung beim Kunden. Moderne Sensorik optimiert den Anflug und ermöglicht ein sicheres Be- und Entladen der Drohne. Kurz vor der Landung wird ein Signal an die angebundenen Systeme wie E-PROC III oder Multishop des Kunden gegeben. Per Chipkarte oder Fingerabdruck kann das Nest dann vom Kunden geöffnet und das Paket entnommen werden. Die Ladung erfolgt auf Basis regenerativer Energien.

Koerschulte Drohnenflug

3. Die Künstliche Intelligenz – Koordination der Drohne
Durch Künstliche Intelligenz (KI) fliegt die Drohne vollautomatisch von der Start- zur Landeposition. Auch Ausfallrouten werden direkt mitbedacht. Zudem verarbeiten integrierte Sensoren laufend Wetterdaten und speisen die KI mit relevanten Daten.

Koerschulte Drohne
Koerschulte OCC

4. Das Operation Control Center – das Office der Drohnenpiloten
Im Drohnen-Office kann ein Pilot bis zu zehn selbst fliegende Drohnen überwachen. Er kann dabei jederzeit manuell in den Flugbetrieb eingreifen und beispielsweise in Notsituationen den Fallschirm auslösen. Über Kameras an den Drohnen hat der Pilot das Umfeld permanent im Blick. Mit den Drohnenpiloten soll zudem ein neuer Berufszweig geschaffen und die Logistik Arbeitsplätze sollen aufgewertet werden. Die KL-GROUP | Koerschulte + Werkverein arbeitet aktuell mit einem externen Piloten zusammen und wird perspektivisch zwei eigene Mitarbeiter zu Drohnenpiloten ausbilden.

Quelle : E/D/E PVH Magazin, Ausgabe 12/2020, Jennifer Probst