Die Arbeitswelt im Wandel: mutig sein und einfach machen
Die Arbeitswelt verändert sich heute mit einem beschleunigten Tempo – vor allem durch die intensive Nutzung von digitalen Technologien, einer damit einhergehenden, erhöhten Flexibilität und durch die Globalisierung. Mittlerweile sollte der Wandel in der Arbeitswelt daher genauso zur unternehmerischen Komfortzone gehören wie das altbekannte Thema der Digitalisierung. Aus meiner Sicht ist es jedoch nicht ganz einfach, über einen Wandel zu sprechen. Denn ich assoziiere mit dem Begriff Wandel grundsätzliche Veränderungen, die einmalig sind und nicht unbedingt wiederkehren. Mit dem „Wandel in der Arbeitswelt” verbinde ich aber etwas Stetiges und einen Prozess, der uns seit Jahren begleitet und auch in Zukunft immer weiter begleiten wird.
Der „neue Wandel“ in der Arbeitswelt bei Koerschulte hat 2017 begonnen. Denn in diesem Jahr haben wir aus dem Beirat unseres Verbandes E/D/E eine Reise mit mehreren Jungunternehmern in die USA organisiert und durchgeführt. Der Fokus dieser Reise lag auf dem Kennenlernen der dortigen Start-up-Kultur – inklusive ihrer Coworking-Spaces, Veranstaltungen und Traditionen – sowie auf dem gesamten Ökosystem. Wir haben in zehn Tagen vor Ort teilweise über sechs Termine pro Tag bei unterschiedlichen Unternehmen realisiert. Dabei haben wir Größen wie Google, AirBnB und SalesForce besucht, aber auch junge deutsche Startups kennengelernt und über die Unterschiede zum hiesigen Ökosystem gesprochen. Die wichtigsten Erkenntnisse für uns als Firma Koerschulte sind folgende zwei Kernthesen, die uns nachhaltig verändert haben und seither stetig begleiten:
- Um zu verstehen, wie Technologie funktioniert, muss man sie selbst anwenden und beherrschen.
- Mutig sein und einfach machen. Wenn wir der einzige limitierende Faktor sind, gilt es diesen zu beseitigen und die „imaginäre Grenze” zu öffnen.
Das hört sich im ersten Moment alles nicht wirklich neu an, aber für uns sind zahlreiche Dinge daraus entstanden, die sich am besten auf einer Zeitschiene darstellen lassen.
Neue Wege gehen und sich ausprobieren
04/2017 – 10 tägige Reise in die USA (Chicago, Milwaukee, San Francisco)
07/2017 – Termin bei SalesForce in München, erste Zusammenarbeit im „PVH FUTURE LAB” als loser Zusammenschluss von verschiedenen Unternehmen
10/2017 – Aufbau eines MVP (Minimum Viable Product) zum Thema „Additive Fertigungs-Plattform” im PVH FUTURE LAB
11/2017 – Einführung von Google GSuite und Umsetzung einer Kollaborativen Plattform für alle Mitarbeiter bei Koerschulte
12/2017 – Go-Live der Koerschulte 3D-Druck Plattform
02/2018 – Aufbau des MVP zum Thema „KI im PVH” (Produktionsverbindungshandel) im PVH FUTURE LAB
11/2018 – Gründung des internen „Innovation Lab“ bei Koerschulte nach vorherigen Workshops und ersten Projekten
11/2018 – Offizielle Gründung der PVH FUTURE LAB GmbH – unser erstes Start-up mit mehreren Partnern geht an den Start
01/2019 – Beginn der Strukturellen Umbaumaßnahmen bei Koerschulte (Büro-, Meeting- und Schulungsräume in Lüdenscheid)
05/2019 – Erste Ideen zu Forschungsprojekten und Anmeldung unseres ersten ZIM-Projektes zur Erforschung von neuen Messverfahren im Bereich der additiven Fertigung (3D-Druck)
12/2019 – Roadmap für den MVP „Drohnen-Logistik-Service” für Koerschulte
04/2020 – Aufbau unseres eigenen Future Campus in Plettenberg
06/2020 – Planung des zweiten ZIM-Projektes zum Thema Drohnen-Nest
11/2020 – Jungfernflug der ersten Drohne mit automatisierter Steuerung
Was zu diesen ganzen Neuerungen führte, war letztendlich unsere und die Begeisterung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für genau diese „neue Welt”. Beispielsweise haben wir in unseren ersten Workshops viel ausprobiert, neue Moderationstools für uns entdeckt und unsere Kommunikation auf eine neue Ebene gehoben. Kollaborative Zusammenarbeit, unser eigenes Innovation Lab, gemeinsame interne Chatrooms und Videokonferenzen gehören seit Beginn 2018 zu unserem Tagesgeschäft und helfen uns weiter innovativ zu sein und kundenorientiert zu denken. Wichtig dabei ist, dass wir versuchen unsere Unternehmenskultur nachhaltig zu verändern und einer gewissen „Fehlerkultur” ihren Platz einzuräumen. Es geht dabei vor allem darum, zu verstehen, warum Fehler gemacht wurden, sie in Zukunft zu vermeiden und kein sogenanntes „finger-pointing” zu betreiben.
Um neue Themen und Technologien besser zu verstehen und unseren Horizont kontinuierlich zu erweitern, sind wir von Beginn an Unterstützer des Gründernetzwerks Südwestfalen und anderen Initiativen, um zu lernen und vor allem um unser Netzwerk weiter auszubauen. Wir kollaborieren hier mit Start-ups, Gründerinnen und Gründern, um aufzuzeigen, was wir im Mittelstand leisten können und wozu regionale Netzwerke gut sind. Gemeinsam können wir vieles Bewegen und unsere Region nach vorne bringen.
Für 2020 haben sich diese Themen natürlich zu unserem Vorteil entwickelt. Das Arbeiten im Home-Office, die Nutzung von Cloud-Diensten und mobilen Endgeräten ist bei uns, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schon gewohnte Praxis gewesen, die wir nun einfach intensiviert haben. In 2021 wird Weiteres, teilweise Neues wie die Nutzung von Coworking-Spaces, erweiterte Home-Office-Zeiten und die Einführung von KI sowie Voice-Diensten hinzukommen. Darauf müssen wir uns optimal vorbereiten, damit sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch auf diesen weiteren „neuen Wandel” einstellen können. Denn um mit der Zukunft Schritt halten zu können, müssen wir Teil des Ganzen sein. Hier steht für uns klar fest: Wir sind lieber die Treiber der Technologie und deren Anwendbarkeit in unserem Ökosystem als die Getriebenen. Deswegen setzen wir alles daran, unsere Technologien permanent weiterzuentwickeln und voranzutreiben. Wenn wir dann im Januar 2021 die ersten Kunden mit unserer Drohne beliefern, ist dies ein Teil des Arbeitswelt-Wandels, aber auch ein Teil unserer Komfortzone.
Norman Koerschulte