KL-GROUP | New Work Artikel (PVH Magazin 11/2019)

Die Begeisterung zu den Kunden tragen

Offene Büros und Home-Office-Möglichkeiten für Mitarbeiter, Arbeiten in Coworking Spaces und ein eigenes Innovation Lab: Der New-Work-Gedanke ist für die Koerschulte Group vielfältig und befindet sich mitten in der Umsetzung. Die digitale Vernetzung von Kunden und dem eigenen Unternehmen steht im Mittelpunkt.

Wer das Ladengeschäft der Koerschulte Group an der Wefelshoher Straße in Lüdenscheid betritt, auf den springt die gute Laune der Mitarbeiter förmlich über. Das liegt unter anderem an Norman Koerschulte selbst. Gemeinsam mit seinem Vater Burkhard, Onkel Rüdiger und Cousin Jonas führt er das Familienunternehmen und hat aus seinem Beruf eine Leidenschaft gemacht. Vor allem für die Themen „Neugründung“ und „Innovationen“ zeigt er eine große Begeisterung. Auch deswegen ist er Mitglied im PVH FUTURE LAB. Zusammen mit vier weiteren Händlern treibt das Start-up den technologischen Wandel im PVH voran. Von der gemeinsamen Reise ins Silicon Valley im Jahr 2017 brachte Norman Koerschulte viel Inspiration zum Thema New Work mit. Unter anderem die Idee für ein eigenes Innovation Lab. Diese Gruppe setzt sich bei Koerschulte aus vier Mitarbeitern zusammen – rund zehn Prozent des Unternehmens – aus den verschiedensten Bereichen zusammen. „Sinn des Innovation Lab ist es, Prozesse aus den einzelnen Bereichen zu überdenken und weiterzuentwickeln“, erklärt der Jungunternehmer. „Aktuell überlegen wir, wie wir das Thema Face Recognition auf den Handel übertragen können.“ Das alles geschieht auf freiwilliger Basis außerhalb der Arbeitszeiten, vor oder nach der Arbeit oder auch mal am Wochenende. „Wichtig ist für mich die intrinsische Motivation eines jeden Einzelnen, der innovativ und fortschrittlich arbeiten und Dinge hier im Unternehmen verbessern möchte.“

Arbeiten im Coworking

Um den richtigen Spirit dafür zu bekommen, finden Workshops und Weiterbildungen bei Koerschulte grundsätzlich nicht im Unternehmen selbst statt. Dafür geht es in den mitinitiierten Coworking Space Humboldt 4C in Lüdenscheid. „In erster Linie ist es der Kontakt mit anderen Gründern, der uns unsere Veranstaltungen hier abhalten lässt. Es macht Spaß, mit ihnen über Ideen und Prozesse zu sprechen und anderen Input zu generieren.“ Und das lässt Norman Koerschulte, als wir mit ihm im Humboldt 4C vor Ort sind, nicht aus. Er kennt die anwesenden Coworker und ist schnell in ein Gespräch verwickelt.

Der 38-Jährige war schon immer motiviert, Dinge zu hinterfragen: Nach seinem Wirtschaftsingenieurs-Studium begann er beim damaligen Start-up Germanwings im Technik- und Logistikbereich. Er identifizierte dort fehlende SAP-Schnittstellen und half diese aufzubauen. Seit 2011 ist er wieder im Familienunternehmen tätig und überträgt sein Wissen auf den PVH. „Wir verfügen hier über ein riesiges Sortiment und ein enormes fachliches Wissen, das unseren Kunden einen wertvollen Nutzen bietet“, sagt Norman Koerschulte. Im Bereich des C-Teile Managements reicht das Angebot des Großhändlers von der Materialversorgung vor Ort bis hin zur gestützten e-Procurement-Lösung mit austauschbaren Modulen.

Für Norman Koerschulte war schon frühzeitig klar, dass sich das Unternehmen ohne Digitalisierung nicht weiterentwickeln wird: „Mit dem elektronischen Beschaffungssystem eProc III hat die Digitalisierung hier im Unternehmen ihren Anfang genommen. Anschließend haben wir in Schnittstellen investiert.“ Um schon frühzeitig ein hohes Digitalisierungslevel zu erreichen, investierte Koerschulte in eine Cloud-Struktur und in einen Serverarchitekten. „Die digitale Infrastruktur hatte bei uns immer Vorrang. So hat dann auch die Verschönerung der Räumlichkeiten hintenangestanden. Schon damals haben wir über Home-Office nachgedacht, und ob zukünftig Büros überhaupt noch nötig sein werden.“ Der New-Work-Gedanke war also schon früh im Unternehmen verankert.

Zugriff von überall

Für den Unternehmer war die Fragestellung bedeutend, wo ein lokaler Arbeitsplatz wirklich notwendig ist. Also begann das Unternehmen, sein Warenwirtschaftssystem zu virtualisieren und auf Cloud-Server umzuziehen, um von überall Zugriff ermöglichen. „Wir waren schon immer ein Familienbetrieb. Uns ist daran gelegen, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, dass Familie mit dem Job einhergehen und dabei mitwachsen und profitieren kann.“ Das Unternehmen beschäftigt aktuell einige junge Mütter, die auf eine gewisse Flexibilität angewiesen sind. „Wir freuen uns, wenn wir da unterstützen können.“

Im Vorfeld erstellt das Unternehmen gemeinsam mit den Mitarbeitern ein Konzept, das die Arbeit im Büro und von zuhause aus sinnvoll vereint. „Es ist vor allem wichtig, mit den Leuten zu sprechen und frühzeitig klarzustellen, ob jemand Home-Office-fähig ist oder nicht. Ein Coworking-Platz in der Nähe des Heimatortes des Mitarbeiters ist für uns auch eine Option“, sagt Norman Koerschulte. Wer das Angebot des Home-Office nicht wahrnimmt, arbeitet seit kurzem in den neuen, hell und offen gestalteten Großraumbüros bei Koerschulte. Leuchtend grünes Echtmoos auf den Trennwänden zwischen den Arbeitsplätzen springt dort direkt ins Auge. Auch dies ist eine Inspiration aus dem Silicon Valley: „Die Pflanzen sind nicht nur ein echter Blickfang, sondern reinigen die Luft und wirken zudem auch noch schallabsorbierend.“

Koerschulte ausgezeichnet

Man merkt Norman Koerschulte die Freude an seinem Beruf an. Doch es steckt auch viel Arbeit dahinter: „Alle Prozesse, Workshops, Weiterbildungen oder Veranstaltungen müssen vor- und nachbereitet werden. Das mache ich alles selbst. Nur so wird der Kerngedanke für die Zukunft unseres gemeinsamen Unternehmens glaubwürdig“, meint er. „Ich finde, es ist ein Privileg, Unternehmer sein zu dürfen.“

Für sein Engagement sowie für herausragende unternehmerische Tätigkeiten zeichnete der Unternehmerverlag Südwestfalen Norman Koerschulte kürzlich mit dem Unternehmerpreis Südwestfalen aus. „Nach der Auszeichnung haben wir viele Anfragen von unseren Kunden erhalten, die Teil unseres Innovationsnetzwerks werden möchten“, freut sich der Lüdenscheider.

Ob 3D-Druck, digitale Vernetzung, Shopsysteme, automatisierte Sachkontenverbuchung bei den Kunden, die Digitalisierung der Kunden und im eigenen Unternehmen, Workshops oder das Thema Gründen, das extrem weit gespielt wird: Für Norman Koerschulte ist es das Gesamtkonstrukt, das für seine Kunden stimmen muss. „Niemand in der Region ist so gut vernetzt wie wir. Das alles ist ein Mehrwert, den ich nirgendwo anders bekomme. Da kommt es nicht darauf an, auf den letzten Metern noch über Preise zu verhandeln.“ Der Erfolg gibt ihm Recht: Im Jahr 2018 konnte das Unternehmen das erfolgreichste Jahr seit Firmengründung verzeichnen.

Jeder Kunde, der mit Koerschulte ein gewisses Innovationslevel erreicht hat, erhält ein kleines Präsent: einen blauer Hulk, hergestellt mit dem 3D-Drucker, mit der Aufschrift „Wir machen unsere Partner stark“. „Unser kleines digitales Ökosystem trägt Früchte. Wir bekommen tolles Feedback und die Kunden sind begeistert. Das macht viel Spaß – ich bin gespannt, wo die Reise noch hingeht.“

Text : Laura Stern (PVH Magazin)

Bild : Jakob Studnar (Foto Studnar)